„Erlebnishandel ist das Stichwort unserer Zeit. Der Kaufhof in Hanau war wirtschaftlich durchaus erfolgreich, er hat die Menschen mit bestimmten Produkten versorgt, die gebraucht und auch gekauft wurden. Daran wollen wir anknüpfen, aber das Einkaufserlebnis auf das nächste Level heben.“ Ganz wichtig sei dabei, so Bieberle, dass es nicht Aufgabe der Stadt sei, das Warenhaus neu zu erfinden, aber sehr wohl die Innenstadt neu zu denken. Der „Stadthof Hanau“, wie das ehemalige Kaufhof-Gebäude künftig heißen wird, als wichtiger Frequenzbringer behalte daher bei der Mietersuche immer das gesamte Quartier und die bereits existierenden Händler im Blick.
Die Vorgehensweise der Mietersuche ist dabei durchaus ungewöhnlich. Denn gemeinsam mit den Karbener Spezialisten für Live-Kommunikation und Markenerlebnisse von „satis&fy“ werden aktuell die Ladenflächen und das gesamte Innendesign des Erdgeschosses konzipiert und gebaut. Die künftigen Mieter werden dann die vorgegebenen Flächen übernehmen. Mit 30 Handelspartnern ist die zuständige Hanau Marketing GmbH bereits in intensiven und positiven Gesprächen. Nico Ubenauf, CEO von satis&fy, erläutert die Grundsätze der Gestaltung: „Hanau lebt von Vielfalt, Gegensätzen und Kontrasten. Die Stadt ist modern und historisch, bunt und grau, ordentlich und wild gleichzeitig.“ Der Mix aus ganz unterschiedlich gestalteten Ladenfassaden solle Ausdruck dieser Vielfalt sein. Dabei werde die grafische Sprache der Außenfassade und der neuen Wort-Bild-Marke in der Innenraumgestaltung zitiert und diene so als verbindendes Element mit Wiedererkennungswert.
„Mutige und auch mal verrückte Ideen haben in Hanau ja bisher immer sehr gut funktioniert. Dennoch bin ich vom bisherigen Feedback aus den Gesprächen mit unseren potenziellen Handelspartnern extrem positiv überrascht. Wir drehen die klassische Denke komplett um, indem wir erst die Ladenflächen bauen und dann passende Mieter dafür suchen. Doch alle Handelspartner, denen wir die Designs gezeigt haben, sind total begeistert und finden es spannend, diesen Weg mit uns zu gehen“, so Daniel Freimuth, Geschäftsführer der Hanau Marketing GmbH (HMG). Interessierte Unternehmen sind eingeladen, das Gespräch zu suchen und sich bei der HMG zu melden. Über die Homepage www.hanauaufladen.jetzt/kaufhof können sich weitere Interessierte melden.
Rund 20 Ladenflächen zwischen 16 und 106 Quadratmetern werden ins Erdgeschoss eingebaut und so angeordnet, dass eine kleine Stadt in der Stadt entsteht. Hinter jeder Ecke und jeder Abbiegung soll es etwas Neues zu entdecken geben. Dabei reicht die Bandbreite der künftigen Handelspartner und Mieter von kleinen Start-ups bis hin zu großen Marken, die alle Lust darauf haben, Handel neu zu denken. Im Herzen des Erdgeschosses wird die Agora zu finden sein, ein zentraler Marktplatz für vielfältige Begegnungen, Versammlungen, Aufführungen oder Vorträge. „Unsere Vision für das Erdgeschoss vereint gelebte Geschichte, inspirierende Begegnungen, bewährte Konzepte und die Kraft der Vielfalt. Es geht um mehr als nur das Einkaufen. Es geht um die Kaufhaus-Transformation hin zu einem lebendigen Begegnungsort“, fasst Bieberle die Gedanken zusammen, die sich auch auf das deutlich größere Untergeschoss beziehen könnten. Noch sind die Planungen für das Untergeschoss aber in einem frühen Stadium. Der Fokus der Arbeiten liegt derzeit auf dem Erdgeschoss mit dem Ziel, im vierten Quartal dieses Jahres zu eröffnen.
Für das erste Obergeschoss laufen derweil weiter intensive Gespräche und Planungen für eine Bildungsetage mit der Brüder Grimm Berufsakademie Hanau und der Kathinka-Platzhoff-Stiftung. Frühestens 2026 könnte die Etage Schülerinnen und Schülern, Studentinnen und Studenten und allen weiteren Interessierten eine neue Heimat mit dem Schwerpunkt MINT bieten. Für das angedachte Konzept ist eine Kernsanierung erforderlich. Deshalb sucht die Stadt derzeit nach alternativen Flächen, die von der BGBA und der Kathinka-Platzhoff-Stiftung schon in diesem Jahr genutzt werden können. „Die BGBA könnte übergangsweise in den dritten Stock des Kaufhofs, die Kathinka-Platzhoff-Stiftung mit ihrem MINT-Angebot möglicherweise ins Rathaus-Foyer ziehen“, nennt Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky die derzeit favorisierten Optionen.
So modern, vielfältig und innovativ die Innengestaltung und –nutzung des Gebäudes sein wird, so klassisch ist der neue Name „Stadthof Hanau“ und die dazugehörige Wort-Bild-Marke. „´Stadthof Hanau´ gefällt mir ausgesprochen gut. Der Name ist harmonisch, bodenständig, bleibt aber gleichzeitig in Erinnerung, daher passt er perfekt zu unserer Stadt“, freut sich Kaminsky über den neuen Namen des ehemaligen Kaufhof-Gebäudes am Marktplatz. Mehr als 1.300 Stimmen wurden bei einer Bürgerbefragung zur Namensfindung bis zum 31. März abgegeben, mehr als 30 Prozent davon gingen an „Stadthof Hanau“. „Ich freue mich zudem sehr, dass unser Kaufhof-Beirat den Namen ebenfalls bestätigt“, so der OB nach der jüngsten Sitzung des Gremiums, dem neben politischen auch Vertreter aus Handel, Wirtschaft und Stadtgesellschaft angehören.
Neben der Namensfindung ist auch die Gestaltung der Wort-Bild-Marke für das Gebäude abgeschlossen. Angelehnt an die Gestaltung der Außenfassade im Sinne des Bauhaus-Stils wurde durch die Offenbacher Agentur „Urban Media Project“ (UMP) die Entwicklung des Stadthof-Schriftzugs und die Logo-Gestaltung vorangetrieben. Unter dem Motto „Moderne trifft Wirtschaftswunder“ generieren sich der neue Schriftzug und das neue Logo aus den Motiven, die an der Außeninszenierung platziert sind. „Wir wollten Schrift und Logo schlicht und funktional halten. Klare Linien prägten schon das Erscheinungsbild des alten Kaufhofs. Unser Ansinnen war, dieses Erscheinungsbild mit den bereits genutzten Grundgedanken des Bauhaus-Stils in die Moderne zu übersetzen. Mit dem angedeuteten Lächeln des Logos soll zudem eine positive Grundstimmung transportiert werden, die Lust und Freude auf das Gebäude macht“, so Stadtentwickler Martin Bieberle.
Einen Eindruck des aktuellen Gebäudes können sich alle interessierten Bürgerinnen und Bürger vom 22. bis 26. Mai machen. Zu einer Bürgerversammlung nach § 8a der Hessischen Gemeindeordnung (HGO) lädt Stadtverordnetenvorsteherin Beate Funck am Mittwoch, den 22. Mai, um 19 Uhr in das ehemalige Kaufhof-Gebäude ein. Oberbürgermeister Claus Kaminsky und Stadtentwickler Martin Bieberle werden über die Entwicklungen seit der letzten Bürgerversammlung am 30. Oktober 2023 sprechen und einen Ausblick auf die Zukunft der Immobilie geben. Weitere Experten und Verantwortliche werden für die Fragen der Bürgerinnen und Bürger vor Ort sein. „Man erkennt mittlerweile ja schon von außen, dass im und am ehemaligen Kaufhof etwas passiert. Der Kaufhof war ein bedeutendes Haus für Hanau und alle, die hier wohnen oder zum Einkaufen in die Stadt gekommen sind. Was mit dem Gebäude bisher passiert ist und noch geschehen wird, interessiert die Menschen in der Stadt sehr. Daher lade ich alle ein und freue mich auf regen Austausch“, so Funck.
Unter dem Titel „Kaufhof geht, Stadt kommt – das Wochenende“ werden dann vom 24. bis zum 26. Mai zahlreiche Führungen durch das Gebäude angeboten, Informationsstände werden Einblicke und Hintergründe vermitteln und bei Podiumsdiskussionen werden die Verantwortlichen die Gedanken und Prozesse hinter dem Projekt erläutern. Der Eintritt ins Erdgeschoss wird kostenlos und barrierefrei möglich sein. Für die Führungen durch das Gebäude wird eine vorherige Anmeldung nötig sein. Ab dem 4. Mai können im Service-Center Hanau aufLADEN in der Nürnberger Straße 31-33 die kostenlosen Tickets für die Führungen abgeholt werden und Zeitfenster für die Rundgänge reserviert werden. Weitere Informationen zum Wochenende werden zeitnah zum Termin veröffentlicht.